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Eine schöne Schafschursaison geht zu Ende, es gab viel zu tun und viel schöne Wolle. Die Tiere sind meist erleichtert, denn je nach Rasse verlieren sie 1 – 4 kg an Gewicht. Schafschur ist Tierschutz, das Tierschutzgesetz schreibt vor, dass Schafe jedes Jahr geschoren werden müssen.
Früher hab ich mir nie einen Kopf darum gemacht, was mit der abgeschorenen Wolle gemacht wird. Ich hatte auch keine Vorstellung von den Mengen bzw.
Volumina, die nach so einer Schur zusammenkommen.
Seit ich selber bei ein paar Schuren dabei war, kann ich das
ein bißchen einschätzen.
So sehen ungefähr 30 kleine Schafe aus, die Lämmer zählen
nicht 😉
Und so sieht es aus, wenn die Wolle ab ist: 2 kleinere Big bags voll und ein ganzer Biertisch vollgestapelt.
Für so kleine Mengen kommt der Wollhändler nicht vorbei.
Skuddenwolle (wie in diesem Fall) ist außerdem mischwollig und lässt sich industriell nicht so gut
verarbeiten.
Wohin also mit der Wolle? Was kann man machen?
1. Zu Garnen oder Kardenband verarbeiten lassen
Das naheliegendste für einen Spinner wie
mich (haha…) ist es natürlich, die Wolle zu Garnen oder Kardenband verarbeiten
zu lassen. Kardenband wird von Handspinnern oder Filzern gerne verwendet, um
handgesponnene Garne oder Filzartikel herzustellen.
Maschinell hergestellte Garne können zum
Beispiel Handstrickgarne (zum Stricken und Häkeln) oder aber auch Webgarne
sein. Garne sind also für viele Menschen mit Handarbeits-Hobbys interessant.
Aber nicht jede Wolle ist dafür geeignet, maschinell
Kardenband oder Garne aus ihr herzustellen. Je nach den verwendeten Maschinen
ist Skuddenwolle beispielsweise zu lang und würde sich derartig um die
Kardenwalzen wickeln, dass man sie nicht mehr abnehmen kann. Auch verfilzte
Wolle lässt sich nicht verarbeiten.
Selbst gute Wolle muss für die Verarbeitung aufbereitet und sortiert werden. Das macht das Ganze recht teuer und der Schafhalter muss dann zusätzlich zur Schafhaltung noch Direktvermarktung betreiben.
2. Zu Bekleidung verarbeiten lassen
Das macht z.B. Nordwolle mit Wolle von Rauwolligen Pommerschen Landschafen. Wer nur kleine Mengen Wolle hat, kann sie trotzdem zu Wollsammelstellen von Nordwolle bringen. Man bekommt zwar keine eigene Jacke davon, aber man unterstützt einen guten Zweck und ist die Wolle los.
Wenn man seine eigene Wolle verarbeiten lassen möchte, hat z.B. Betten Rieger eine breite Palette von Produkten zur Auswahl.
3. Zu Bettwaren verarbeiten lassen
Bettwaren aus eigener Schafwolle, das stell ich mir schön vor. Selbst wenn man keine eigenen Schafe hat, schläft es sich bestimmt gut in Wolle von Schafen aus der Gegend, vor allem, wenn man den Schafhalter oder sogar die Tiere kennt.
Es gibt verschiedene Anbieter, die Bettwaren herstellen, z.B. Betten Rieger oder Schafwolle Höfer. Fragt doch mal beim Schäfer um die Ecke, ob er euch da behilflich sein kann 😊
4. Als Füllstoff oder Isolation verwenden
Wolle ist auch ein richtig guter Füllstoff. Man kann nicht nur selbstgemachte Kuscheltiere damit füllen, sondern auch Outdoor- und Ski-Kleidung
Die Firma Lavalan setzt auf Wolle in diesem Gebiet und es ist echt erstaunlich, was die alles mit Wolle machen! Die oben erwähnte Outdoor- und Ski-Kleidung, Handschuhe, Arbeitskleidung, sogar Polsterfüllungen für Rucksäcke, und und und...
5. Direkt als Dünger verwenden oder kompostieren
Die Wolle ist ein toller Dünger. Das in ihr enthaltene Keratin enthält viel Stickstoff, und wenn man die verschmutzten Teile vom Hinterteil verwendet, ist der Dünger noch reichhaltiger.
Ich gebe immer eine Handvoll Wolle in ein Pflanzloch (Tomaten mögen das z.B. sehr). Schafhalter, die ihre Schafe zur Pflege
ihrer Weinberge oder Tannenbaumplantagen einsetzen, machen das auch oft so.
Allerdings hat nicht jeder Schafhalter so viele Beete...
6. Düngepelllets herstellen lassen
Das ist im Grunde das Gleiche wie bei 5, aber es reduziert das Lagervolumen und vielleicht auch den würzigen Geruch der Wolle.
Man hat dann praktische stapelbare Gebinde wie Schachteln oder Eimer. Allerdings bedeutet das eine weitere
Geldausgabe für den Schafhalter, denn oft müssen sie hier in Vorleistung gehen.
Wie das Pelletieren funktioniert, sieht man z.B. in diesem youtube-Video von Kasis Schafwolldünger, oder diesem Video über RhönWollets, oder aber diesem schon etwas älteren Beitrag des rbb zu Florapell in Lauchhammer.
7. Als Mulch verwenden
Einfach auf die Beete gelegt, hält die Wolle den Boden feucht (sie speichert selber auch Wasser). Netter Nebeneffekt: Schnecken sollen das nicht so mögen und sich von den Gurken fernhalten.
8. Als Sperre für Schädlinge einsetzen
Ein Schäfer aus Nordrhein-Westfalen hat mit Wolle eine Schädlingssperre entwickelt, mit der der Eichenprozessionsspinner eingedämmt werden kann. Das ganze hat er sogar zum Patent angemeldet. Hier gibt ein ein Video, und hier einen Artikel im Stern.
9. Unkrautvlies herstellen
Man kann Unkrautvliese oder auch Frostschutzvliese draus machen (wie es sie im Naturgartenhandel gibt). https://www.waschbaer.de/shop/unkrautschutzmatte-schafwolle-53563
10. Saatband herstellen
Auch eine prima Idee: ein Saatband
herstellen! Darin enthaltene Samen haben den Dünger gleich mit eingebaut. Man
benötigt eigentlich nur etwas Unkrautvlies aus 9 , vielleicht von der dünneren
Sorte, und dann kann es schon losgehen. Hier hab ich mal eine Anleitung mit
Klopapier gefunden, das natürlich durch Vlies ersetzt werden kann:
11. Pflaster "WoolAid"
Ganz pfiffige Neuseeländer haben ultrafeine
Merinowolle verwendet und damit Pflaster entwickelt, schaut mal hier: https://www.woolaid.com/. Ob das mit
Deutscher Merinowolle auch geht, weiß ich nicht, aber vielleicht wills ja mal
jemand probieren?
So, und wer jetzt denkt „wow, lauter coole Geschäftsideen,
ich schaff mir gleich Schafe an, um reich zu werden“, dem sei die Lektüre des
folgenden Blogartikels sehr ans Herz gelegt:
https://driftwool.blogspot.com/2017/12/wolle-sooo-teuer-da-kauf-ich-mir-doch.html
Der Artikel ist schon etwas älter, hat aber an Aktualität
nichts verloren 😊
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